Die hohe Konzentration von potentiell reaktivem Disauerstoff O2 in der Erdatmosphäre (ca. 21 Vol.%) ist ein Resultat der kontinuierlichen Photosynthese “höherer” Organismen. O2 ist damit ein Naturstoff, d.h. ein Stoffwechsel-Sekundärprodukt, ebenso wie beispielsweise Alkaloide oder Terpene; ursprünglich handelte es sich sogar um ein ausschließlich toxisches Abfallprodukt. Untersuchungen der Atmosphären von Planeten und Monden haben generell Gehalte von weit unterhalb 1 Vol.% O2 ergeben; ähnliches wird für die Uratmosphäre der Erde bis vor ca. 2.5 Milliarden Jahren angenommen (Allegre, Schneider). Wegen des Wachstums der Organismen und des daraus folgenden Bedarfs an aus CO2 gewonnenen reduzierten Kohlenstoffverbindungen (4.4) stieg das Ausmaß der Photosynthese soweit an, daß die gleichzeitig resultierenden Oxidationsäquivalente nicht mehr durch Hilfssubstrate wie etwa Fe(II)- oder S(-II)-Verbindungen abgefangen werden konnten; letztendlich erfolgte die (z.B. Mn-katalysierte, Kap. 4.3) Oxidation des umgebenden Wassers zu Disauerstoff (4.5). Konnte der extrem umweltschädliche Schadstoff O2 noch eine Weile von reduzierten Verbindungen, insbesondere von bei pH 7 löslichem Fe2+ und Mn2+ unter Bildung mächtiger oxidischer Ablagerungen wie etwa der “Rotsedimente” des Eisen(III)oxids aufgenommen werden (5.1), so erhöhte sich vor ca. 2.5 Milliarden Jahren auch allmählich die O2-Konzentration in der Atmosphäre, bis vor etwa 1 Milliarde Jahren das auch heute noch vorhandene recht stabile Gleichgewicht zwischen O2-Produktion und -Verbrauch mit stationärer Konzentration bei 21 Vol.% und Recycling innerhalb von ca. 2000 Jahren erreicht wurde.