Hintergrund
Die perioperative Radiochemotherapie (RChT) beim lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom (LARC) ist seit den 1990er Jahren als Standard in Deutschen Leitlinien verankert. Die neoadjuvante 5-Fluorouracil- (5-FU-) basierte RChT hat hierbei die adjuvante RChT vor etwa 10 Jahren abgelöst. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die Studiendaten zum Ersatz von 5-FU durch orale Fluoropyrimidine, zum Stellenwert der adjuvanten Chemotherapie, zum Einsatz von Oxaliplatin sowie monoklonalen Antikörpern darzustellen und kritisch zu würdigen.
Ergebnisse
In zwei Studien wurde gezeigt, dass Capecitabin intravenösem 5-FU nicht unterlegen ist. In sechs großen randomisierten Studien zur perioperativen Therapie wurde Oxaliplatin untersucht. Zwei der Studien erreichten ihren primären Endpunkt, eine Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens (DFS) zu zeigen: In der koreanischen ADORE-Studie führte die Hinzunahme von Oxaliplatin bei Hochrisikopatienten postoperativ zu einer Verbesserung des DFS, in der Deutschen CAO/ARO/AIO-04-Studie wurde Oxaliplatin prä- und postoperativ zum Standard addiert und führte zu einem besseren DFS. Vier Studien zeigten keinen Benefit. Monoklonale Antikörper sind in Phase-III-Studien beim LARC bislang nicht untersucht und daher außerhalb von klinischen Studien nicht einzusetzen.
Schlussfolgerung
Capecitabin kann 5-FU in der perioperativen Therapie des LARC ersetzen. Die Daten zum Einsatz von Oxaliplatin sind insgesamt nicht kongruent. Der alleinige Einsatz während der neoadjuvanten RChT ist keine gute Strategie, während die Daten der CAO/ARO/AIO-04 darauf hinweisen, dass der prä- und postoperative Einsatz von Oxaliplatin eine neue mögliche Therapieoption darstellt, die bei der Therapieentscheidung mit erwogen werden kann. Der Einsatz von Oxaliplatin bei Hochrisikopatienten in der postoperativen Situation sollte nach Daten der ADORE Studie bedacht werden.