Diese Grundlagentheorie von Erwachsenensozialisation kann nicht nur auf eine lange Tradition zurückblicken, sie ist auch die dominierende. Ausgangspunkt der Überlegungen ist die Gesellschaft mit ihren fundamentalen Funktionen, die sichergestellt werden müssen, nicht das Individuum mit seiner Lebensgeschichte und Identität. Das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft wird als Reproduktion von Gesellschaft begriffen, nicht als Konstruktion sozialer Wirklichkeit oder als individuelle Bildungsgeschichte. Erwachsenensozialisation hat zu garantieren, dass adäquate Persönlichkeitseigenschaften entstehen, gefestigt oder wiederhergestellt werden, die die Gesellschaft benötigt, um ihre elementaren Aufgaben wahrnehmen zu können. Erwachsenensozialisation reproduziert also Gesellschaft. Sie konstituiert sie nicht, denn das würde bedeuten, dass aus der Interaktion und Kommunikation von Individuen Gesellschaft erzeugt, konstruiert wird, Gesellschaft also eine Schöpfung aus Interaktion und Kommunikation ist, eine symbolische Lebenswelt, oder dass sie primär eine rational gewollte Markt- und Rechtsbeziehung darstellt.