Lehrer sind zentrale Akteure im Bildungssystem. Dass sie einen substanziellen Einfluss auf das Lernen und die Entwicklung ihrer Schüler haben können, ist auch aus empirischer Sicht unstrittig (z. B. Rowan, Correnti & Miller, 2002). Forschung zum »Lehrereffekt« zeigt, dass Schüler auch bei gleichen persönlichen Voraussetzungen innerhalb einer Schule systematische Unterschiede in ihren Leistungsentwicklungen zeigen, je nachdem, von welcher Person sie unterrichtet werden. Warum jedoch manche Lehrpersonen erfolgreicher als andere sind und welche persönlichen Voraussetzungen dies bestimmen, soll im vorliegenden Kapitel näher betrachtet werden
Angesichts der zentralen Bedeutung, die Lehrern zugesprochen wird, ist es erstaunlich, dass die Pädagogische Psychologie bisher nur vereinzelt die Lehrenden selbst in den Mittelpunkt ihrer Forschung gestellt hat. Es existieren nur wenige Arbeiten, die sich mit den persönlichen Voraussetzungen erfolgreicher Lehrkräfte beschäftigen oder die Konzepte verfolgen, um Lehrkräfte bei der Entwicklung dieser Voraussetzungen und Kompetenzen zu unterstützen. So stehen den zahlreichen Alltagsannahmen über die Merkmale guter Lehrkräfte nur sehr wenige aussagekräftige empirische Befunde gegenüber. Das Anliegen dieses Kapitels ist es, den Lesern einen Eindruck über den aktuellen Kenntnisstand in der pädagogisch-psychologischen Lehrerforschung zu geben und aufzuzeigen, in welchen Bereichen gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Speziell soll auch darauf hingewiesen werden, in welchen Bereichen noch deutliche Wissenslücken zu konstatieren sind.
Um die Leser auf das Thema Lehrer einzustimmen, liefern wir zunächst eine Art Anforderungsanalyse, die die typischen Herausforderungen des Lehrerberufs beschreibt. Anschließend fassen wir Ansätze der pädagogisch-psychologischen Lehrerforschung zusammen und erläutern dann, welche Merkmale von Lehrern bisher in der Forschung Aufmerksamkeit fanden. Das Kapitel schließt mit einer Beschreibung von Ansätzen zur Veränderung von Lehrermerkmalen.