Die Fortschritte in der Onkologie führen dazu, dass die Zahl der Langzeitüberlebenden nach Krebserkrankung wächst. Dadurch erlangt auch der Erhalt der Fertilität bei jungen Patientinnen zunehmend Bedeutung. Denn eine der verheerenden Nebenwirkungen einer Chemotherapie ist die Einschränkung bzw. der Verlust der Fruchtbarkeit. Die meisten fertilitätsprotektiven Techniken sind invasiver Natur, lediglich die Gabe eines Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonisten (GnRH-a) parallel zur Chemotherapie stellt eine nichtinvasive Möglichkeit des Ovarschutzes dar. Verschiedene pathophysiologische Mechanismen, die zum Schutz der Follikel durch die Gabe von GnRH-a führen, werden diskutiert, u. a. die Beeinflussung der Ovardurchblutung und die Schaffung eines präpubertären hormonellen Milieus. Die Datenlage zur Effektivität der GnRH-a-Gabe ist uneinheitlich. In den Metaanalysen zeigt sich aber mit der Senkung des Risikos für ein prämatures Ovarialversagen momentan ein positiver Effekt. Zur definitiven Bestätigung der protektiven Wirkung von GnRH-a sind weitere prospektive, randomisierte Studien notwendig, die als Outcome-Parameter das Anti-Müller-Hormon als derzeit besten Marker der ovariellen Reserve erfassen müssen.