Hintergrund
Die Inzidenz des Nierenzellkarzinoms steigt kontinuierlich, Männer sind etwa doppelt so oft betroffen wie Frauen. Wir untersuchten den Einfluss des Geschlechts auf den histologischen Subtyp, das Tumorstadium, den Differenzierungsgrad und das Metastasierungsstadium zum Diagnosezeitpunkt sowie die Langzeitprognose.
Material und Methoden
Retrospektiv wurden 780 Patienten evaluiert, die sich in den Jahren 1990–2005 in unserer Klinik einer Nephrektomie bzw. Nierenteilresektion unterzogen. Das mittlere Follow-up betrug 5,44 Jahre.
Ergebnisse
Von den Patienten waren 486 (62%) Männer, 294 (38%) Frauen. Letztere zeigten zum Operationszeitpunkt ein signifikant höheres Alter (65,3 vs. 62,2 Jahre; p<0,001, t-Test), niedrigere T-Stadien (p=0,046, χ2) und litten seltener unter Metastasen (p=0,026, χ2) als Männer. Bei Frauen wurden häufiger klarzellige (85,2 vs. 78,3%) und seltener papilläre Tumore (11,0 vs. 18,8%) diagnostiziert (p=0,026, χ2). Im Gegenzug zeigten Männer ein um 23% höheres Risiko, am Tumor zu versterben; die Kaplan-Meier-Analyse erbrachte ein signifikant schlechteres tumorspezifisches Gesamtüberleben für Männer (5-Jahres-Überleben 74 vs. 83%; p=0,033, log rank). In der Multivariatanalyse erwiesen sich jedoch nur das TNM- und G-Stadium, nicht aber das Geschlecht als unabhängiger Prognosefaktor.
Schlussfolgerung
Männer zeigten bei schlechterer Gesamtprognose zum Operationszeitpunkt signifikant höhere T-Stadien und häufiger Metastasen. Andererseits ergab sich kein Hinweis darauf, dass das Geschlecht einen unabhängigen Prognosefaktor darstellt. Daher muss postuliert werden, dass bei Männern die Erkrankung aufgrund aggressiverer Tumorbiologie und/oder zu später Diagnosestellung, bedingt durch suboptimale Vorsorge, oft zu spät diagnostiziert wird. Unabhängig vom kausalen Zusammenhang sind deshalb auch in Bezug auf das Nierenzellkarzinom regelmäßige(re) Vorsorgeuntersuchungen für Männer zu empfehlen.