Der Text begibt sich auf die Spurensuche nach der impliziten Architektursoziologie Georg Simmels. Unter den Klassikern der Soziologie hat Simmel die Architektur am ausführlichsten thematisiert, und dies sowohl gesellschaftstheoretisch (in der Frage nach der Vergesellschaftung überhaupt) als auch gesellschaftsdiagnostisch (in der Frage nach der Spezifik der Moderne). Die Architektur wird mit ihm generell als die „gebaute Haut“ der Gesellschaft verstehbar: als deren existenznotwendige (sozialkonstitutive), sicht- und greifbare Form. Und in Hinsicht auf die spezifisch moderne Vergesellschaftung ist sie derjenige Teil der objektiven Kultur, der sich jedem Einzelnen geradezu aufdrängt, ihn mit immer mehr Sachen umstellend: das Leitmedium der artifiziellen Gesellschaft.