Chirurgische Eingriffe am Aortenbogen gehören nach wie vor zu den technisch komplexesten Eingriffen innerhalb der Herzchirurgie, was sich nicht zuletzt auch in der Spezialbezeichnung der „Chirurgie der herznahen Gefäße“ widerspiegelt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten etablierte sich die selektive zerebrale Perfusion („selective cerebral perfusion“, SCP) in Kombination mit tiefer Hypothermie als Standardperfusionsverfahren in der Aortenbogenchirurgie. Mit zunehmender Expertise bei der routinemäßigen Anwendung antegrader SCP wurden in den letzten Jahren in vielen Kliniken moderatere Körperkerntemperaturen von 28°C, bisweilen sogar 32°C toleriert, um assoziierte Komplikationen der tiefen Hypothermie zu vermeiden. Dieses Perfusionskonzept toleriert jedoch unweigerlich einen (möglicherweise exponentiell) schrumpfenden Sicherheitszeitraum im Falle von technischen Problemen und erhöht unweigerlich das Risiko eines ischämischen Viszeralorganschadens, insbesondere für das wohl ischämieempfindlichste periphere Organ: das Rückenmark. Die vorliegende Arbeit veranschaulicht die Entwicklung der verschiedenen neuroprotektiven Perfusionsstrategien innerhalb der Aortenbogenchirurgie, mit klarem Fokus auf die Methode der antegraden SCP, und diskutiert kritisch Vor- und Nachteile des aktuellen Trends zum normothermen Management der Körperkerntemperatur während antegrader SCP.