Der prüfende Berufsstand war in den vergangenen Jahren mit einem stark zunehmenden Regelungsbedarf konfrontiert. Dieser Bedarf wurde durch spektakuläre Bilanzskandale wie Enron, Worldcom, Parmalat, Schneider, FlowTex, Bremer Vulkan, Comroad aber auch ältere Fälle wie Neue Heimat, SB-Mehrwert, etc. gefördert. Der aktuelle Betrugsskandal Madoff stellt mit einer Schadenssumme von 65 Milliarden Euro dabei wohl einen Spitzenwert dar. Die mit dem Begriff Fraud bezeichneten Fälle stellen an den prüfenden Berufsstand eine geradezu die Existenz bedrohende Anforderung, versteht doch die breite Öffentlichkeit immer weniger, warum der Wirtschaftsprüfer (WP) diese Fälle nicht aufdecken kann. Immer öfter meldet zuerst die Presse oder die Justiz Skandalfälle, ehe der Prüfer reagiert.1 Unabhängig von der tatsächlichen rechtlichen Bedeutung des Bestätigungsvermerkes folgert die Öffentlichkeit und insbesondere die Wirtschaftspresse „aus einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk nicht selten, dass der Abschlussprüfer hiermit die ‚wirtschaftliche Lage‘ der geprüften Unternehmung positiv beurteilt“ (Baetge 1980, S. 651). Damit steht nicht nur der risikoorientierte Prüfungsansatz als Vorgehensmodell auf dem Prüfstand. Die breite Öffentlichkeit kann insbesondere schlecht nachvollziehen, warum gerade testierte Unternehmen Wochen später kollabieren. Die Financial Times Deutschland schreibt zum Fall Madoff: „Jahrelang zahlte er Scheingewinne aus, gab das Kapital von neuen Anlegern an alte Anleger weiter. Eine Praxis, die nur funktionieren konnte, weil niemand von außen einen kritischen Blick auf die Bilanz warf – eine Bilanz, die schon auf den zweiten Blick mehr als zweifelhaft war“2 und zitiert dann John Coffee, Professor an der Columbia Law School mit dem Satz: „Die roten Flaggen wehten offen im Wind“3. An anderer Stelle schreibt die Financial Times Deutschland: „Die Buchprüfung sei eine reine Alibiveranstaltung, warnte schon 2007 der Hedge-Fonds-Berater Aksia. Und das sei nur eines von mehreren alarmierenden Anzeichen, dass bei Madoff nicht alles mit rechten Dingen zugehe.“