Trotz der unbestritten eindrucksvollen Erfolge, die die Zervixzytologie seit den 60er Jahren bei der Bekämpfung des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen erzielt hat – die Mortalitätsrate ist in den letzten 40 Jahren in den Industrieländern um zwei Drittel bis drei Viertel gesunken – liegt ein perfektes und fehlerfreies Screening-Verfahren noch in weiter Ferne bzw. wird auch wohl nie ganz erreicht werden. Zwei Hauptursachen sind dafür verantwortlich: die mangelnde Reichweite sowie die suboptimale Abstrich- und Befundungsqualität. Zwei Screening-Verfahren sind in Europa gebräuchlich: das opportunistische und das organisierte. Beide Systeme haben große Vor-, aber auch Nachteile. Die Reichweite ist in organisierten Programmen höher (bis über 80%), obwohl auch in nichtorganisierten Programmen nahezu ähnliche Zahlen über einen Dreijahreszyklus zu erreichen sind, wenn dies auch nicht so exakt dokumentierbar ist. Die Entscheidung, welches Verfahren verwendet wird, hängt vom Gesundheitssystem (staatlich bzw. nichtstaatlich) und vielen anderen nationalen Gegebenheiten ab. In beiden Systemen ist aber eine hohe Qualität der Abnahmetechnik, der Verarbeitung und der Befundung Voraussetzung für ein befriedigendes Ergebnis. Diesbezüglich wurden in den vergangenen Jahren große Anstrengungen von den Fachgesellschaften und den Kostenträgern mit der Schaffung von Leitlinien zur internen und externen Qualitätskontrolle unternommen. Neuere Verarbeitungstechniken (Dünnschichtzytologie) oder Automaten zur Befundungsunterstützung haben gegenüber der konventionellen Zytologie nicht die Überlegenheit gezeigt, die ihren hohen finanziellen Aufwand rechtfertigen würde. Die Entdeckung des humanen Papilloma-Virus (HPV), seiner zentralen Bedeutung für die Entstehung des Zervixkarzinoms und dessen Vorstufen sowie die Möglichkeit, mit vergleichsweise einfachen Testmethoden Hoch- und Niedrigrisikotypen zu bestimmen, haben große Fortschritte im Verständnis dieser Erkrankung gebracht. Der Einsatz der HPV-Typisierung als primäres Screening-Verfahren ist im opportunistischen Screening wegen der geringen Spezifität – bei sehr hoher Sensitivität – nicht geeignet, da sie zu vielen klinisch irrelevanten, die Frauen aber belastenden Ergebnissen führt. Im organisierten Screening ist die HPV-Typisierung, immer und nur in Verbindung mit der Zytologie, denkbar; verschiedene Modelle und Einsatzmöglichkeiten sind in kontrollierten Studien in Erprobung und möglicherweise vielversprechend. Die HPV-Testung ist derzeit als Triage-Test bei zweifelhaften zytologischen Befunden (Pap-Gruppe III) und nach Konisationen zur Überprüfung der Radikalität hinsichtlich der HPV-Infektion allgemein akzeptiert. Die HPV-Impfung, die nun auf breiter Basis angelaufen ist, lässt noch viele Fragen für die Zukunft offen, da zu deren Beantwortung der Beobachtungszeitraum noch zu kurz ist. Es besteht aber berechtigte Hoffnung, dass die Mortalitäts- und Morbiditätsraten des Zervixkarzinoms und vieler Vulvaläsionen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten entsprechend den Durchimpfungsraten zurückgehen. Da jedoch bei den derzeit auf dem Markt befindlichen Impfstoffen nicht alle onkogenen Virustypen erfasst sind und ein Effekt der Impfung erst in vielen Jahren zu beobachten sein wird, bleibt die Notwendigkeit des zytologischen Screenings uneingeschränkt aufrecht. Somit wird die Zervixzytologie als bewährtes, einfach anzuwendendes, billiges und dabei erwiesenermaßen wie keine andere Krebsfrüherkennungsmethode effizientes Verfahren auch in der absehbaren Zukunft, wenn mit höchsten Qualitätsansprüchen betrieben, eine zentrale Rolle in der Früherkennung des Zervixkarzinoms spielen.