Mitochondriopathien stellen eine heterogene Gruppe von Syndromen dar, die entweder auf eine Mutation der mitochondrialen DNA oder eine Mutation der nukleären DNA zurückgehen. Die damit einhergehenden diagnostischen Schwierigkeiten werden am Beispiel des Fallberichtes eines 58 Jahre alt gewordenen Patienten aufgezeigt, bei dem es über 40 Jahre hinweg zu einem Befall unterschiedlicher Organsysteme gekommen war. Bereits im jungen Erwachsenenalter war eine beidseitige sensorineurale Schwerhörigkeit diagnostiziert worden. Zwei Dekaden später entwickelte sich ein Diabetes mellitus Typ 2 und nach weiteren zwei Jahren fiel ein nephotisches Syndrom auf. Im Alter von 47 Jahren resultierte daraus eine terminale Niereninsuffizienz. Die zunächst eingeleitete Peritonealdialysebehandlung musste auf die Hämodialysetherapie umgestellt werden, da der Patient progrediente Gedächtnisstörungen aufzeigte. Schließlich erhielt der Patient nach einer Wartezeit von fünf Jahren ein allogenes Nierentransplantat. In der Folgezeit erfuhr er lebensbedrohliche kardiale und gastrointestinale Organbeteiligungen, wobei sich der Fokus mehr und mehr auf neuropsychiatrische Symptome wie Schlaganfall - ähnliche Episoden und eine zunehmende Demenz richtete. Schlussendlich wurde, 38 Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome, auf dem Boden rasch progressiver neuromuskulärer Veränderungen die Diagnose eines MELAS-Syndroms (Mitochondriale Encephalomyopathie, Lactatacidose und Schlaganfall-ähnliche Episoden) gestellt und molekulargenetisch bestätigt. Dieser Fallbericht unterstreicht die Notwendigkeit für Internisten und Subspezialisten mitochondriale Erkrankungen im Rahmen neuromuskulärer und anderweitig nicht klassifizierter Erkrankungen differentialdiagnostisch in Erwägung zu ziehen.