Der Artikel dokumentiert eine Sekundäranalyse von Daten, die im Rahmen des DFG-Projektes »Wählerwanderung und Politikverdrossenheit« 1994 erhoben wurden. Diese Daten ermöglichen es, zeitreihenanalytische Verfahren auf Tagesbasis anzuwenden. Im Fokus steht dabei ein Baustein der Agenda-Setting-Forschung, der an Überlegungen von Marcus Maurer in dieser Zeitschrift anknüpft: das Paradox der Medienwirkung auf Nichtnutzer. Allerdings steht hier nicht das messtheoretische, sondern das theoretische Paradox im Vordergrund: Kann es Medienwirkungen auf Nichtnutzer geben? Dabei wird der vermutete Effekt der Medienwirkungsforschung anhand eines Vergleichs zwischen Täglichnutzern und Seltenernutzern von Fernsehnachrichten ermittelt. Alle Modellierungen bestätigen die Agenda-Setting-Hypothese, da es zeitversetzt signifikante Effekte der Medienagenda auf die Publikumsagenden gibt, aber keine zeitversetzten Effekte der Publikumsagenden auf die Medienagenda. Zudem findet sich ein indirekter Effekt auf die Seltenernutzer. Weil sie nicht täglich Fernsehnachrichten nutzen, erfahren sie keinen direkten, zeitnahen Bewusstseinsimpuls durch den Medieninput. Stattdessen zeigt sich ein signifikanter Effekt nach drei Tagen, den wir als Gesprächseffekt interpretieren, mit dem der Medieneffekt auf die Täglichnutzer an die anderen weitergegeben wird.