Blutdruck- und Herzfrequenzparameter bilden gemeinsam mit der Baroreflexsensitivität ein pathophysiologisch interessantes Untersuchungsfeld bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen. Uns interessierte, ob das kindliche OSAS− gegenüber gesunden Probanden signifikante Unterschiede in autonomen Regulationsmechanismen zeigt.
14 Patienten mit OSAS im Alter von 9,6±3,6 Jahren (Range: 5–15, 11 Jungen, 3 Mädchen) wurden mit 29 gesunden Kontrollen im Alter von 9,5±3,4 Jahren (Range: 5–17, 20 Jungen, 9 Mädchen) mit normalem polysomnografischen Befund verglichen. Dabe wurde während der nächtlichen Polysomnografie und tagsüber der Blutdruck über Fingersensoren gemessen (Portapres, TNO Biomedicals, Amsterdam; 3-stündige nächtliche kontinuierliche Messung des Blutdrucks und der Herzfrequenz; tagsüber 7-minütige kontinuierliche Messung im Liegen sowie 5-minütige Messung im Stehen). Es wurden 2-minütige Messintervalle aus der ersten S4-Schlafphase außerhalb von Apnonen und Hypoventilationen sowie standardisierten Messungen im Wachzustand im Liegen und im Stehen für die neu entwickelte trigonometrisch-regressive Spektralanalyse mit gleitenden Zeitfenstern (MTRS) zur Berechnung der HRV-Parameter verwendet.
(i) Deutlich höherer Anteil der sympathischen Aktivität in der Patientengruppe während des Tiefschlafes für den systolischen und den diastolischen Blutdruck und für die Herzperiodendauer; (ii) verminderte parasympathische Komponente der Herzperiodendauer bei OSAS-Patienten im Tiefschlaf; (iii) tagsüber höhere sympathische Aktivität in der Kontrollgruppe, diastolisch im Stehen, systolisch im Stehen und im Liegen; (iv) verminderte Baroreflexsensitivität tagsüber im Stehen mit Herabsetzung des parasympathischen Anteils in der Patientengruppe.
Bei Kindern mit OSAS kommt es im Schlaf zu einer geringeren Absenkung der sympathischen Aktivität als bei gesunden Kindern. Tagsüber scheint die sympathische Komponente dagegen eher schwächer ausgeprägt zu sein. Offensichtlich liegt bei OSAS-Patienten schon im Kindesalter eine mangelnde Anpassungsfähigkeit der autonomen Regulation an den Schlaf-bzw. Wachzustand vor, welche sich aber noch nicht in absoluten Blutdruck- oder Herzfrequenzwerten ausdrückt. Eine leichte Absenkung der Baroreflexsensitivität zeigt sich beim kindlichen OSAS im Wachzustand, nich jedoch im Tiefschlaf. Pathophysiologisch liegt beim OSAS im Kindesalter wohl eher eine Beeinträchtigung der vasomotorischen, d. h. sympathischen Komponente (Kurzzeiteffekt) als der überwiegend parasympathisch regulierten Baroreflexsensitivität (Langzeiteffekt) vor.