Früherkennung ist die beste Prognose in der kurativen Behandlung onkologischer Erkrankungen. Bei der Früherkennung werden Gewebeproben gewonnen, die als Vorläuferläsionen („precursor lesion“) bezeichnet werden, aus denen ein Risiko für die Tumorprogression für den individuellen Patienten abgeleitet werden soll. Dazu sind prognostische Biomarker notwendig, die bisher für solide Tumoren nur in sehr geringer Zahl vorliegen. Zu diesen gehört der Nachweis einer Humanen-Papillomavirus(HPV)-Infektion bei Zervixkarzinomen oder die Expression des Zellzyklusinhibitors p16INK4a. Humane Papillomaviren sind onkogene DNA-Viren, die die treibende Kraft in der Entwicklung fast aller Zervixkarzinome sind. p16INK4a ist ein Indikator für den prämalignen Zustand epithelialer Zellen im Prozess der onkogeninduzierten Seneszenz (OIS). Hierbei befinden sich die Epithelzellen in einem labilen Zustand, der praktisch in allen Fällen durchbrochen wird und in die Tumorprogression führt. Jedoch sind auch für Spätformen solider Tumoren kaum prognostisch relevante und praxistaugliche Biomarker bekannt. Eine Ursache scheint in der Komplexität der Pathogenese solider Tumoren zu liegen, die mit einer Vielzahl an funktionell unterschiedlichen Subgruppen einhergehen kann. Die Kenntnis dieser Subgruppen sollte die Definition von Biomarkersignaturen erlauben, die dann auf Vorläuferläsionen übertragen werden könnten.