Schulleistungsstudien haben im vergangenen Jahrzehnt nicht nur auf die Abhängigkeit zwischen Bildungschancen und Herkunft aufmerksam gemacht, sondern auch auf den Zusammenhang von Schulerfolg und dem Verfügen über die ‚Sprache der Schule’. Die Heterogenität der Schülerschaft, vor allem im Hinblick auf unterschiedliche sprachliche Erfahrungen, Wissensbestände, Fähigkeiten und Interessen, erfordert im Unterricht, das Augenmerk auf die sogenannte Bildungssprache zu legen und diese explizit zum Gegenstand in Lehr-Lernprozessen zu machen. In diesem Beitrag werden die unterschiedlichen Dimensionen von Bildungssprache und ihre Rolle im erziehungswissenschaftlichen Kontext diskutiert. Ein Ansatz für bildungssprachförderlichen Unterricht, der auf einem sozialkonstruktivistischen Verständnis von Lernen basiert und in dem der bildungssprachliche Diskurs in ko-konstruktiven Prozessen im Mittelpunkt steht, wird genauer betrachtet. Die Analyse eines explorativ gewonnenen Beispiels aus dem Sachunterricht der Primarschule zeigt Potenziale des Ansatzes für bildungssprachliches Lernen auf, wobei eine systematische empirische Prüfung noch aussteht.