Traumatische Verletzungen des Hüftgelenks haben ebenso wie die Verkehrsunfälle in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Abhängig von Geschwindigkeit und Richtung der einwirkenden Kraft einerseits und Stellung des Femurs andererseits entstehen unterschiedliche Verletzungsformen. Im wesentlichen unterscheiden wir die Hüftluxation, die Hüftluxationsfraktur und die Acetabulumfraktur. Allen gemeinsam ist der hohe Anteil an Begleitverletzungen.
Zur Erfassung und Bewertung dieser Verletzungen sind unterschiedliche Klassifikationen gebräuchlich. Am bekanntesten sind die Einteilungen der Hüftluxation bzw. Hüftluxationsfrakturen nach Stewart und Milford sowie Levin, bzw. der Acetabulumfrakturen nach Judet und Letournel und deren Weiterentwicklung nach Helfet (AO-Klassifikation). Obwohl in diesen Klassifikationen enthalten, sind für die Hüftkopffrakturen, die in charakteristischen Verletzungsformen vorkommen, seit langem eigene Einteilungen gebräuchlich. Am weitesten verbreitet ist die bereits 1957 von Pipkin angegebene Klassifizierung.
Die zahlreichen möglichen Verletzungsformen erfordern die Kenntnis verschiedener operativer Zugangswege zum Hüftgelenk. Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten ist kein einzelner chirurgischer Zugang ideal zur Versorgung aller Verletzungen. Grundsätzlich unterscheidet man limitierte Zugänge (Kocher-Langenbeck, ilioinguinal, iliofemoral), die nur einen bestimmten Bereich des Hüftgelenks zugänglich machen und erweiterte Zugänge (erweiterter iliofemoraler Zugang, Maryland Zugang, Zugang nach Rüedi), die meist eine vollständige Darstellung des Hüftgelenks erlauben.
Bei der Wahl des geeignetsten Zugangs müssen neben der Verletzungsform auch Patientenfaktoren (Alter, Grunderkrankungen, Begleitverletzungen) und Behandlungsfaktoren (Zeitpunkt der Operation, geplante Stabilisierungstechnik, zugangsspezifische Komplikationsmöglichkeiten) berücksichtigt werden. Die Indikation für erweiterte Zugänge muß streng gestellt werden und besteht, wenn gleichzeitig komplexe Verletzungen des hinteren und vorderen Pfeiler vorliegen oder bei Rekonstruktionen nach über 3 Wochen. Dem Vorteil der ausgezeichneten Darstellung steht die ausgedehnte Weichteilexposition mit entsprechend höheren postoperativen Komplikationen gegenüber. Auch durch verbesserte indirekte Repositionstechniken ist in den letzten Jahren wieder zunehmend der Trend zu den komplikationsärmeren limitierten Zugängen festzustellen.