Pflanzen bilden während ihrer Ontogenese verschiedene Formen von Fortpflanzungs- und Verbreitungseinheiten aus, die unter dem allgemeinen Begriff Diaspore zusammengefasst werden. Typische Diasporen sind Samen (Früchte), Pollen und Sporen, aber auch rein vegetative Einheiten wie z. B. Brutknospen, Brutknollen und Turionen (Brutknospen von Wasserpflanzen). Diasporen stehen primär im Dienst der Vermehrung und Ausbreitung. Außerdem dienen sie in vielen Fällen dem Überleben unter ungünstigen Umweltbedingungen. Aufgrund dieser Aufgaben besitzen Diasporen einige typische physiologische Gemeinsamkeiten: 1. Sie enthalten meist große Mengen an Speicherstoffen. 2. Sie können in einen mehr oder minder stark dehydratisierten Zustand übergehen, in dem der Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert ist, physiologischer Ruhezustand. 3. Sie besitzen im dehydratisierten Zustand eine hohe Resistenz gegen ungünstige Umweltbedingungen (z. B. Hitze, Kälte, Trockenheit). Beim Eintreten günstiger Bedingungen kann der Ruhezustand durch die Keimung abgebrochen werden; die Diaspore entwickelt sich weiter zu einer Keimpflanze. Das Diasporenstadium ist eine flexible Zäsur im ontogenetischen Entwicklungskreislauf, das der Pflanze ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit an ihre Umwelt verleiht. Die hierbei wichtigen physiologischen Eigenschaften werden in diesem Kapitel am Beispiel des Samens der höheren Pflanzen betrachtet.