Bisher werden Schmerzen dann als chronisch definiert, wenn sie über einen Mindestzeitraum von 3 bzw. 6 Monaten auftreten. Dieses Zeitkriterium beschreibt den Chronifizierungsprozess, also die zunehmende Auftretenshäufigkeit und Intensität von Schmerzen, allerdings nur unzureichend. Daher wird Chronifizierung mehrdimensional erfasst; z. B. durch die Berücksichtigung von Beeinträchtigungen durch die Schmerzen und die Intensität. Verschiedene Lernprozesse tragen zur Chronifizierung von Schmerzen bei, da sie Veränderungen an den neuronalen Netzwerken mediieren, die in die Schmerzverarbeitung involviert sind. Zusätzlich konnte eine Reihe von psychosozialen Risikofaktoren identifiziert werden, die nicht nur die Chronifizierung begünstigen, sondern auch zur Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen beitragen. Das „Fear-avoidance“-Modell fasst die meisten dieser Risikofaktoren zusammen, um so die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer muskuloskeletaler Schmerzen zu erklären.