Gegenüber den politischen Parteien herrscht in der Bundesrepublik Deutschland wie in vielen anderen Demokratien eine merkwürdige Einstellung vor. Auf der einen Seite unterstreicht die Rede von der Parteiendemokratie die wichtige Rolle der Parteien in einer Demokratie. Parteien und die moderne Demokratie gehören in dieser Perspektive untrennbar zusammen. Auf der anderen Seite gehört die Kritik an den Parteien in der Wissenschaft, der Publizistik und der Bevölkerung fast zum guten Ton. Seit ihrer Gründung im 19. Jahrhundert müssen sich die Parteien mit dem Vorwurf auseinander setzen, sie verfolgten nur ihre Partikularinteressen und seien Institutionen, die der Suche nach dem Gemeinwohl im Wege stünden. Machtmissbrauch, Fehlen innerparteilicher Demokratie, Selbstbedienung aus der Staatskasse, Ablösung von ihrer sozialen Basis und Profillosigkeit, so lauten seit Jahren die Schlagworte von Kritikern des Parteienstaates. Kritiker interpretieren empirisch nachweisbare Entwicklungen wie das Sinken der Mitgliederzahl der Parteien, das Nachlassen der Parteiidentifikation und den Rückgang der Wahlbeteiligung als Hinweise auf einen Niedergang der Volksparteien (vgl. die Zusammenfassung der Diskussion bei Stöss 1990; von Alemann 2001: 177ff.).