Hintergrund
Ziel dieser Studie war es, psychologische Interventionen von elektiven Herzbypasspatienten erstmals auf ihre Dauer, Frequenz und Inhalte genauer zu untersuchen.
Patienten und Methode
Im Rahmen einer DFG-geförderten bizentrischen Studie (ISRCTN07297983) wurden Daten von 185 Bypasspatienten analysiert, die eine psychologische Mitbehandlung während ihres stationären Aufenthalts wünschten und auch erhielten. Die Patienten waren im Mittel 65 Jahre alt (SD=8,7; Spannweite: 39–83; 82% männlich). Sowohl die einzelnen psychologischen Interventionen als auch die inhaltlichen Gesprächsthemen wurden in einem spezifischen Protokollbogen erfasst.
Ergebnisse
Präoperativ gab es bei 76,8% aller Patienten eine psychologische Intervention, die im Mittel 50 min (SD=15,43) andauerte. Postoperativ gab es bei 74% der Patienten 3 bis 5 Interventionen (min = 0, max = 17). Die postoperativen Gespräche dauerten im Durchschnitt 30 min (SD=15,3). Inhaltlich berichteten die Patienten präoperativ von operationsbezogenen Ängsten, ihrer familiären Situation, emotionalem Befinden und psychischen Störungen. Postoperativ thematisieren sie belastende Erfahrungen auf der Intensivstation, ihre emotionale Befindlichkeit, den Genesungsverlauf, Schmerzbewältigung und Beschwerden über das Setting Krankenhaus. Die häufigsten psychologischen Interventionen waren Ressourcen- und Zukunftsorientierung, Zusicherung der weiteren Behandlung, Orientierung auf soziale Unterstützung, Selbst- und Fremdbeschreibung, kognitive Umstrukturierung von Ängsten, Dissoziation und Assoziationen weiterer Belastungen, Sinnfindung und Entspannungsübungen.
Schlussfolgerung
Die eingesetzten Interventionen in ihrer Dauer, Frequenz und Inhalten sind zum ersten Mal systematisch untersucht worden. Ressourcenorientierte Verfahren könnten die passenden Interventionen in der Herzchirurgie sein. Sie sind postoperativ deutlich kürzer als präoperativ und richten sich zunächst nach der körperlichen, dann nach der psychischen Befindlichkeit. Die Verfahren sind mit Kurzzeitinterventionen zu vergleichen.