Kelsen entwickelte in seiner Arbeit über die Theorie vom Verfassungsrecht ein umfassendes Verständnis über die Rolle verfassungsgemäßer Normenkontrolle in einem liberalen konstitutionellen Gefüge. In diesem Essay versuche ich darzulegen, dass im Gegensatz zu dem, was seine Kritiker behauptet haben, seine Arbeit ein umfassendes und prozedural basiertes Verständnis der Legitimität von Recht und politischer Autorität einschloss, welches er auch als Basis für einen demokratischen Konstitutionalismus betrachtete. Kelsens prozedurale Ausgestaltung der Legitimität ist ein Versuch, Recht zu entpolitisieren, und als ein Versuch, zwischen Ausgestaltung und Substanz im Recht zu unterscheiden, um diese Art von Entpolitisierung möglich zu machen. Jedoch, das bedeutete auch, dass Kelsen gezwungen wurde zu akzeptieren, dass manchmal kontroverse Aspekte in der richterlichen Diskretion nur durch ihre verfahrenstechnische Notwendigkeit gerechtfertigt wurden, aber nicht durch irgendwelche substantielle Vorstellung von politischer Moral.