Ziel des Beitrags
Der Beitrag diskutiert den klinischen Stellenwert von venösen Thrombosen, arteriellen Verschlüssen und Blutungsereignissen als Folge einer antiangiogenen Therapie durch den gegen VEGF-A gerichteten monoklonalen Antikörpers Bevacizumab (BV) bei der Behandlung von Tumorerkrankungen.
Material und Methoden
Selektive Literaturrecherche; Auswertung klinischer Studien.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die absoluten Zahlen für gefäßassoziierte Komplikationen wie arterielle und venöse Thromboembolien (ATE, VTE) und schwere Blutungen in Assoziation mit einer BV-haltigen Therapie sind niedrig. Die Rate an erkrankungs- und therapieassoziierten VTE ist in den untersuchten Kollektiven relativ hoch, ohne dass für BV eine klinisch relevante Risikoerhöhung für VTE nachgewiesen werden kann. Eine Antikoagulation als VTE-Prophylaxe oder Therapie kann unter Beibehaltung von BV als risikoarm angesehen werden. Daten zu den neuen direkten oralen Antikoagulanzien in Kombination mit BV liegen nicht vor. Konsistent zeigt sich eine Risikoerhöhung für ATE, dabei etwa eine Verdoppelung für kardiovaskuläre Ereignisse. Es ist davon auszugehen, dass hiervon insbesondere Patienten mit einem alterierten Gefäßsystem betroffen sind. Die Studien zeigen, dass die BV-haltige Therapie auch bei älteren Patienten (> 65 bzw. > 75 Jahre) mit arteriellen Risikofaktoren oder stattgehabter ATE zu einem Überlebensvorteil führt. Die Behandlung mit BV erhöht die Inzidenz an leichten Hämorrhagien, relevante, sehr selten auch tödliche Blutungskomplikationen können auftreten und wurden bei der Behandlung von Patienten mit NSCLC (nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom) in Form von pulmonalen Blutungen vermehrt berichtet. Bei BV-Therapie erhöht niedrig dosiertes ASS das Blutungsrisiko nicht dysproportional, sodass bei gegebener Indikation eine Gabe von ASS und BV gerechtfertigt ist. Der Vorteil einer generellen ASS-Prophylaxe lässt sich nicht ableiten.