Organische Nitrate waren unter den ersten Wirkstoffverbindungen, die in die klinische Praxis eingesetzt wurden. Die Ansichten zu ihrer Wirksamkeit gehen seit über hundert Jahren weit auseinander, obwohl sie in jüngster Zeit auf breiter Basis als antianginöse Medikamente Verwendung gefunden haben. Sublingual appliziertes Nitroglycerin wirkt unmittelbar antianginös und antiischämisch und ist bei Angina-pectoris-Anfällen (Murrell, 1879) hoch effektiv. Dennoch bleibt seine Wirksamkeit bei oraler Einnahme kontrovers, da eine streng intermittierende Dosierung des Medikaments erforderlich ist. Bei Isosorbiddinitrat handelt es sich um ein Medikament, das in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in die klinische Praxis eingeführt wurde (Krantz et al. 1939). Dieses Medikament kann auf verschiedene Weise appliziert werden. Dabei hat sich die orale Einnahme in klinischen Versuchen als wirksam erwiesen. Die antianginöse Wirkung von oral appliziertem Isosorbiddinitrat hängt von der Dosierung des Medikaments und der Art der galenischen Zubereitung (mit normaler oder retardierender Freigabe) ab. Isosorbiddinitrat gilt als das Standardnitrat und wurde daher von uns als Referenzmedikament gewählt. Als drittes Nitrat wurde Pentaerithrityltetranitrat untersucht. Dieses Medikament, das in ganz Europa über Jahrzehnte lang verwendet wurde, hat in den letzten Jahren starkes Interesse auf sich gezogen. Es gehört vermutlich zu den Nitraten, die nicht zur Entwicklung einer Toleranz führen, da es nicht zu einer erhöhten Superoxidproduktion führt (Fink und Bassenge 1997). Jedoch hegen einige Kliniker Zweifel daran, ob Pentaerithrityltetranitrat tatsächlich bei der Verminderung von Angina pectoris und Ischämie wirksam ist. Die klinische Wirksamkeit dieses Medikaments ist nach wie vor kontrovers, insbesondere bei Verabreichung in niedrigen Dosen. Pentaerithrityltetranitrat wird in der Leber schnell in Mono-, Di- und Trinitratderivate umgewandelt. Das Trinitrat-Metabolit ist biologisch hoch aktiv, während die Mono- und Dinitrat-Metabolite weniger aktiv sind (Davidson et al. 1970; Parker et al. 1975; Weber et al. 1995). Obwohl dieses Medikament über Jahre hinweg verwendet wurde, konnte seine korrekte Dosierung bisher noch nicht ermittelt werden.