Ziel: Die optimale Dosis der Salvage-Strahlentherapie (SRT) nach radikaler Prostatektomie (RP) ist derzeit nicht definiert. Sie sollte mindestens 66 Gy betragen. In der vorliegenden Arbeit wird die Bedeutung des PSA-Abfalls unter laufender SRT als Selektionskriterium für eine Dosiserhöhung auf 70,2 Gy untersucht.
Patienten und Methode: Zwischen 1997 und 2007 wurden 301 Patienten mit Prostatakarzinom nach radikaler Prostatektomie an der Charité Universitätsmedizin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, einer SRT unterzogen. Kein Patient hatte eine antihormo-nelle Therapie vor der SRT. 234 Patienten erhielten eine SRT-Dosis von 66,6 Gy. Seit 2002 wurden 67 Patienten mit einem PSA-Abfall unter SRT mit einer erhöhten Gesamtdosis von 70,2 Gy bestrahlt. Der Einfluss dieser Selektion mit der erhöhten Gesamtdosis auf die biochemische Progressionsfreiheit (bNED) nach SRT wird analysiert.
Ergebnisse: Die mediane Nachbeobachtungszeit für die Gesamtgruppe war 30 Monate, der mediane Prä-SRT-PSA war 0,28 ng/ml. 27% (82/301) der Patienten entwickelten eine biochemische Progression, 31% in der Behandlungsgruppe mit 66,6 Gy (73/292) und 13% in der Gruppe mit 70,2 Gy (9/67), (p = 0,01). Die berechnete bNED nach 2 Jahren war 74% für die Gesamtgruppe und 88% vs. 71% bei 70,2 Gy bzw. 66.6 Gy (p = 0,01). In der multivariaten Analyse zeigten sich die Gesamtdosis (p = 0,017) das Wiedererreichen des PSA-Null-Bereichs nach SRT (p = 0,005) und die Samenblaseninfiltration (p = 0,049) als unabhängige Einflussfaktoren auf die bNED.
Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine Patientenselektion unter SRT in Verbindung mit einer Dosiseskalation auf 70,2 Gy die biochemische Progressionsfreiheit von Patienten mit SRT nach RP verbessern kann.