Die aktuelle Diskussion in der Rechnungslegung sowie der Beaufsichtigung von Versicherungsunternehmen stellt die Versicherungswirtschaft vor große Herausforderungen. Das International Accounting Standards Board (IASB) hat ein Projekt zur Bilanzierung von Versicherungsverträgen gestartet, das eine Bilanzierung von versicherungstechnischen Verpflichtungen zum Fair Value vorsieht. Gleichzeitig schafft Solvency II fundamentale und weitreichende Änderungen in der Solvabilität von Versicherungsunternehmen, um eine adäquate Eigenmittelunterlegung von Risiken zu gewährleisten. Der vorliegende Beitrag diskutiert die Ziele und Problemfelder von beiden Projekten. Die getrennte Darstellung schafft die Grundlage, um die wesentlichen Zusammenhänge zwischen einem „IFRS für Versicherungsverträge“ und „Solvency II“ zu erkennen.
Das Hauptproblem liegt in der Schaffung einer einheitlichen Bewertungsbasis für versicherungstechnische Verpflichtungen, die sowohl relevanten und zuverlässigen Rechnungslegungsnormen gerecht wird als auch den Bedürfnissen an eine Solvabilitätsmarge. Auf der Basis eines aktuariellen Ansatzes wird hierfür ein adäquates Modell aufgezeigt. Die Bestimmung des Fair Value erfordert die Ableitung einer Market Value Margin (MVM), die eine Risikoprämie widerspiegelt, die ein Marktteilnehmer für das Tragen von Risiken in den versicherungstechnischen Verpflichtungen fordern würde. Für den Zweck der Solvabilität müssen darüber hinaus zusätzliche Risikokomponenten berücksichtigt werden, weil die Market Value Margin grundsätzlich nicht alle Komponenten des in den versicherungstechnischen Verpflichtungen enthaltenen Prognose- und Diagnoserisikos einbezieht.