Ein vollendetes Stück Literatur, ein Gemälde oder eine Skulptur — kurz: alle Ergebnisse schöpferischer Gestaltungsprozesse — können nur zustande kommen, wenn im kreativen Prozess plötzlich Ideenverbindungen „wie von selbst“ wirksam werden. Denn Kreativität bedeutet nichts anderes, als bekannte Dinge oder Ideen, die vorher vielleicht nicht miteinander verknüpft waren, zu etwas Neuem zu verbinden. Kreativität ist hierbei aber keine geheimnisvolle Gabe, die nur wenigen Menschen verliehen wurde, sondern eine Fähigkeit, die jeder entwickeln kann. Für wirklich neue Ideen und die kreative Arbeit ist es allerdings nötig, aus den gewohnten Bahnen und Denkmustern auszubrechen. Der Schluss liegt nahe, dass alle Kreativität das Ergebnis einer Abfolge von Gedanken ist, die von einer einzigen Initialzündung ausgelöst werden. Die Eigendynamik, die sich danach entwickelt, gehört zu den erstaunlichsten Phänomenen überhaupt: Plötzlich ergibt sich das Eine aus dem Anderen, ein Drittes, Viertes aus dem Vorhergehenden — die Ideen „zünden sich gegenseitig“, wie Georg Christoph Lichtenberg das einmal genannt hat.