Hintergrund: Die Vorstellung, dass moderates Ausdauertraining im Rahmen der Sekundärprävention die Prognose der chronischen Herzinsuffizienz (CHI) verbessert, wurde inzwischen hinreichend validiert. In der klinischen Routine bleiben jedoch erfahrungsgemäß nur wenige, gut geführte, hoch motivierte und zumeist jüngere Patienten einer dauerhaften sportlichen Begleittherapie zugänglich. Die eigenen Erfahrungen mit Ganzkörper-Elektromyostimulation (EMS-Training) an herzinsuffizienten Patienten zeigen ein bislang nicht erahntes Potential bei der Regeneration neurohumoraler, inflammatorischer und skelettmuskulärer Krankheitssymptome im Rahmen der Systemerkrankung CHI.
Die mittels Spiroergometrie dosierte, möglichst tägliche dynamische Belastung ist adjuvanter Bestandteil der leitliniengerechten Therapie von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Die positive Beeinflussung klinischer Symptome und der Prognose ist durch Ergebnisse prospektiver, randomisierter Studien evidenzbasiert belegt. In der klinischen Praxis zeigt sich jedoch, dass die Erfolge nur bei intensiver Betreuung und Führung dieser Patienten erreicht werden. Einmal in das häusliche Umfeld gänzlich entlassen, hält die Mehrzahl der Patienten die tägliche Herausforderung einer selbstständigen, aktiven Form der körperlichen Belastung aus mentalen, physischen oder sozialen Gründen nicht aufrecht, und der Circulus vitiosus Systemerkrankung CHI manifestiert sich erneut.
Patienten und Methodik: Vor diesem Hintergrund haben die Autoren in einer prospektiven Pilotstudie die Wirkung und die Akzeptanz der Ganzkörper-EMS, einer Art passiven, von der mentalen Einstellung und dem physischen Leistungsvermögen weitgehend unabhängigen Trainingsform, bei herzinsuffizienten Patienten untersucht.
Ergebnisse: Eine bis zu 96%ige Steigerung der Sauerstoffaufnahme an der anaeroben Schwelle konnte nachgewiesen werden (VO2at 19,39 [± 5,3] ml/kg Körpergewicht [KG] vor Trainingsbeginn; VO2at 24,25 [±6,34] ml/kg KG am Ende der Trainingsphase; p < 0,05). Der diastolische Blutdruck sank signifikant (psyst < 0,05; pdiast < 0,001), der Muskelzuwachs betrug bis 14% bei Gewichtskonstanz. Die Trainingsmethode wurde zu 100% akzeptiert (keine Abbrecher), die Patienten gaben eine deutlich gesteigerte subjektive Leistungsfähigkeit an.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse lassen ein erhebliches Potential in der kardiologischen Primär- und Sekundärrehabilitation erahnen, wobei gerade schwer eingeschränkte Patienten mit CHI überproportional profitierten.