Keine Belege für Fremdvaterschaft oder intraspezifischen Brutparasitismus bei der Blauaugenscharbe Phalacrocorax atriceps
Bei langlebigen Arten, bei denen die Männchen signifikant zur Brutpflege beitragen, wie es bei Seevögeln der Fall ist, ist Fremdvaterschaft (EPP) ein seltenes Phänomen. Interessanterweise sind die EPP-Raten bei den zwei bislang analysierten Kormoran- und Scharbenarten (Familie Phalacrocoracidae) anscheinend relativ hoch, im Gegensatz zum allgemein von Seevögeln gezeigten Muster. Wir haben EPP bei der Blauaugenscharbe Phalacrocorax atriceps, einem mittelgroßen koloniebrütenden Seevogel, mit Hilfe von vier DNA-Mikrosatelliten untersucht, die ursprünglich für den Kormoran (P. carbo) entwickelt und in unserer Untersuchungsart erfolgreich kreuzamplifiziert wurden. Wir haben die Elternschaft von 110 Küken aus 37 Bruten, die in Punta León, Argentinien, während der Brutsaisons 2004 und 2005 beprobt wurden, ermittelt. Wir haben keine Belege für EPP oder intraspeczifischen Brutparasitismus (IBP) gefunden. Für unsere Stichprobengrößen lagen die oberen 95%-Konfidenzintervalle für sowohl EPP als auch IBP bei 3.3% für die Küken und 8.4% für die Bruten. Unsere Ergebnisse stimmen nicht mit früheren Berichten über EPP in dieser Vogelfamilie überein, wahrscheinlich infolge unterschiedlichen Paarungs- und Balzverhaltens, hauptsächlich in Bezug auf das Werbungsverhalten der Männchen und das aktive Suchen von Kopulationen außerhalb des Paarbundes durch die Weibchen.