Epilepsien nach Schlaganfällen repräsentieren ca. 20% aller Epilepsien im Erwachsenenalter und zeigen hinsichtlich der Diagnose, Behandlung und Prognose einige Besonderheiten. Häufig scheinen die Patienten selber eine Amnesie für ihre epileptischen Anfälle zu haben, die symptomarm verlaufen können. Postiktal wurden Tage andauernde Todd-Paresen und Verwirrtheitszustände beschrieben, die die Diagnose weiter erschweren können. Einzelne epileptische Anfälle wurden nach Schlaganfällen in 2–10% der Fälle beobachtet, während populationsbasierte Studien eine Epilepsierate von 3–4% angeben. Subgruppenanalysen ergaben nach ischämischen Hirninfarkten eine Häufigkeit von Epilepsien von ca. 3%, nach intrazerebralen Blutungen von 6–10% und nach Subarachnoidalblutung ca. 9%. Ein Status epilepticus entwickelte sich nach einem Schlaganfall in weniger als 1%. Risikofaktoren für eine Epilepsie nach Schlaganfällen sind neben der Ätiologie, Spätanfälle (Latenz: >2 Wochen; Rezidivrisiko: >50%) mehr als Frühanfälle (Latenz <2 Wochen; Rezidivrisiko: <50%), Infarktgröße, kortikale Beteiligung und Schwere des neurologischen Defizits. Auf der anderen Seite stellt die Erstmanifestation von epileptischen Anfällen jenseits des 60. Lebensjahres einen Risikofaktor für einen späteren Hirninfarkt mit einer Hazard Ratio von 2,89 dar.
Es existiert zurzeit keine hinreichende Evidenz für eine antikonvulsive Primärprophylaxe nach Schlaganfällen. Während zur Einstellung nach einem ersten Frühanfall sehr unterschiedliche Meinungen vertreten werden, wird mehrheitlich wegen des hohen Rezidivrisikos eine antikonvulsive Therapie nach dem ersten Spätanfall und prinzipiell nach dem zweiten epileptischen Anfall empfohlen. Bei der Auswahl des Antikonvulsivums sind mögliche pharmakokinetische Interaktionen zu beachten. Dabei können besonders die älteren Antikonvulsiva die Komedikation beeinflussen, die in der Regel nach Schlaganfällen verabreicht wird, wie z. B. Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmer. Nur wenige Studien untersuchten gezielt spezifische Antikonvulsiva bei epileptischen Anfällen/Epilepsien nach Schlaganfällen, wobei Lamotrigin und Gabapentin sich als günstig erwiesen haben.