Erwachsenensozialisation vollzieht sich immer und überall in und durch Institutionen: Institutionen des Rechts, der Wirtschaft, der Politik, der Familie, der Kultur, der Religion und Sitte. Institutionen stiften einen Sinnhorizont, setzen Regeln, liefern Ressourcen, und ermöglichen damit erleichterte Zielorientierung, rationalen Mitteleinsatz, vereinfachte kommunikative Abstimmung, Umgang mit den Grenzen der Handlungsspielräume (Weymann 1989). Gehlen hebt deshalb die Entlastungsfunktion von Institutionen hervor. Der Mensch als instinktreduziertes, weltoffenes Wesen wäre chronisch überlastet, wenn er seine Entscheidungen und Kooperationen nicht in aller Regel auf typisierte kulturelle Verhaltensmuster, d.h. auf Institutionen, stützen könnte, sondern sie in jeder Minute neu (er)finden müsste. Er wäre desorientiert, verunsichert, auf sein zufälliges idiosynkratisches Ego als einzigem Halt zurückgeworfen — mit der Folge von Unsicherheit, Isolation, Angst oder auch als Reaktion Rigidität, Dogmatismus.
„... wenn auch die Institutionen uns in gewisser Weise schematisieren, wenn sie mit unserem Verhalten auch unser Denken und Fühlen durchprägen und typisch machen, so zieht man doch gerade daraus die Energiereserven, um innerhalb seiner Umstände die Einmaligkeit darzustellen, d.h. ergiebig, erfinderisch, fruchtbar zu wirken.“ (Gehlen 1961, S. 72)