Die Biermösl Blosn ist eine in Deutschland sehr bekannte bayerische Musikkapelle, die sich parodistisch mit traditionellen ‘Volksliedern’ auseinandersetzt. Der Aufsatz untersucht die sich hierbei entfaltende evolutionäre Aktivität. Zunächst wird die kategorielle Differenz zwischen ‘echtem Volkslied’ und industriell gefertigtem ‘volkstümlichen Lied’ problematisiert und Ernst Klusens Auffassung bekräftigt, daß es so etwas wie das Herdersche Volkslied nie gegeben hat. Statt dessen gab und gibt es nur die Lieder sozialer Gruppen, die für sie lebenspraktische, nicht aber ästhetische Funktionen erfüllen. Die Biermösl Blosn zerbricht die petrifizierten Verfahren tradierter Gruppenlieder, wodurch diese präsentativ gewendet zu künstlerischen Gegenständen werden, die keine lebenspraktische Funktion mehr besitzen und ihren Gruppenliedcharakter verlieren. Die verschwundene Gruppe wird dabei durch bestimmte Verfahren simuliert.