Hintergrund: Die endokrine Orbitopathie zählt zu den organspezifischen Autoimmunerkrankungen und geht mit einer Schilddrüsenfunktionsstörung einher. Im Rahmen des entzündlichen Prozesses kommt es zu einer Gewebsvermehrung innerhalb der Augenhöhle. Indikationen für die operative Dekompression der Augenhöhle sind somit kosmetisch-ästhetische Beschwerden bzw. die Bedrohung der Sehkraft durch Schädigung des Nervus opticus.
Patienten und Methodik: 142 Patienten mit schwerer und therapieresistenter Orbitopathie wurden am interdisziplinären Orbitazentrum der Johannes- Gutenberg-Universitätsklinik konsekutiv operativ behandelt. Hierbei wurden die mediale Orbitawand entfernt sowie orbitales Fettgewebe reseziert. Zu den Operationsindikationen zählten kosmetische Gründe (196 Orbitae, 74,2%), Optikusneuropathien (67 Orbitae, 25,4%) und in einem Fall ein Hornhautulkus.
Ergebnisse: Es konnte eine Reduktion des NOSPECS-Scores (als Maßstab der Krankheitsschwere) von präoperativ 7 Punkten auf 4 Punkte nach 3 Monaten erreicht werden (p < 0,001). Der Exophthalmus ging im Median von 23 auf 20 mm nach 3 Monaten zurück (p < 0,001). Der intraokulare Druck im Aufblick konnte von 23 mmHg auf 20 mmHg nach 3 Monaten gesenkt werden (p < 0,001). Insgesamt wirkte sich der Nikotinkonsum auf das Operationsergebnis negativ aus. Vor der Operation waren bei 100 Patienten Doppelbilder vorhanden. Von den restlichen 42 Patienten ohne präoperative Motilitätsstörungen klagten nach 3 Monaten zwei Patienten (4,8%) über konstante, 22 Patienten (52,2%) über inkonstante bzw. intermittierende Doppelbilder. Diese wurden im Verlauf durch operative Verlagerung der Augenmuskeln (Schieloperation) korrigiert.
Schlussfolgerung: Die transnasal-endoskopische Orbitadekompression, kombiniert mit der transpalpebralen Fettgewebsresektion, stellt eine sichere und effiziente Methode zur Entlastung der Augenhöhle bei endokriner Orbitopathie dar.