Der Übergang in das 21. Jahrhundert wird sich möglicherweise als Wendepunkt einer wohlfahrts- und sozialstaatlichen Politik erweisen, die in bemerkenswerter Weise die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt hat. Mehr noch: Als ebenso verlässlicher wie unerlässlicher Garant gesellschaftlichen Zusammenhalts begründete der soziale Wohlfahrtsstaat nach dem Ende des 2. Weltkriegs eine neue Legitimationsbasis der Staaten. Die schrittweise Ausdehnung des „Sozialen“ auf nahezu alle Gesellschafts- und Politikbereiche bekam Epoche prägendes Gewicht. Die Vorstellung einer politisch zu garantierenden, umfassenden sozialen Sicherheit hat (seit der berühmten Rede des amerikanischen Präsidenten Roosevelt 1934 bis weit in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts) einen „geradezu meteorhaften Aufstieg aus dem Nichts zu einem der Grundrechte der Menschen“ (so der Nestor der Sozialstaatsforschung Franz Xaver Kaufmann) genommen.