Hintergrund
Akute Symptomexazerbationen bei Palliativpatienten und Patienten am Lebensende haben oftmals eine Alarmierung notfallmedizinischer Strukturen zur Folge und können zu Maßnahmen führen, die vom Patienten nicht gewünscht sind. Im vorliegenden Beitrag sollen Möglichkeiten dargestellt werden, die zu einer Optimierung der notfall- und palliativmedizinischen Zusammenarbeit führen und somit eine sich an palliativmedizinischen Therapieprinzipien orientierende Akuttherapie ermöglichen.
Methoden
Es wurden eine offene Diskussion und die Bearbeitung eines Thesen- sowie Fragenkatalogs durch notfall- und palliativmedizinische Experten durchgeführt. Auf Basis der Expertenmeinungen und evidenzbasierter Studienergebnisse erfolgten eine qualitative Auswertung sowie die Erarbeitung und Vorstellung handlungsorientierter Empfehlungen.
Ergebnisse
Als wesentlicher Konsens werden die folgenden Empfehlungen zur Versorgungsoptimierung genannt: (1) palliativmedizinische Aus- und Weiterbildung notfallmedizinischer Mitarbeiter, (2) Ausbau der allgemeinen und der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, (3) Integration ambulanter Palliativdienste in notfallmedizinische Strukturen, (4) Kooperation zwischen Notfallmedizin und Palliativmedizin, (5) Integration von Kriseninterventionskonzepten in die notfallmedizinische Palliativversorgung, (6) Erstellen von palliativspezifischen Notfallplänen und Notfallmedikamentenboxen, (7) Erstellen von Notfallbögen im Sinne verkürzter Patientenverfügungen (z. B. Notfallbogen, „Do not attempt resuscitation order“, „Allow natural death“), (8) psychosoziale Aspekte und (9) Definition der palliativen Erkrankungssituation durch vorbehandelnde Ärzte.
Schlussfolgerung
Notfallmediziner werden in Zukunft vermehrt mit palliativen Notfällen konfrontiert werden. Die Akuttherapie ambulanter palliativer Notfälle enthält durch unterschiedliche therapeutische Konzepte der an diesen Situationen beteiligten Fachdisziplinen ein hohes Konfliktpotenzial. Aus diesem Grund und aufgrund der Ergebnisse der vorgestellten Untersuchung bedarf es in der Notfallmedizin geregelter Kriterien zur Versorgung von Palliativpatienten und Patienten am Lebensende. Diese müssen bezüglich ihrer Effektivität anhand zu definierender Kriterien in weiteren klinischen Arbeiten untersucht werden.