Ziel
Bericht über chronische Nebenwirkungen (CAE) und die Lebensqualität (QOL) nach Radiochemotherapie (RCT) bei Patienten mit Analkarzinom (AC).
Patienten und Methode
Von 83 Patienten, die in unserer Klinik zwischen 1988 und 2011 mit einer RCT behandelt wurden, folgten 51 Patienten der Einladung zur QOL-Studienteilnahme. Die chronischen Nebenwirkungen wurden anhand der „Criteria for Adverse Events“ (CTCAE v4.0) und die Lebensqualität mit dem „Functional-Assessment-of-Cancer-Therapy-Colorectal“-(FACT-C-)Fragebogen erfasst.
Ergebnisse
Chronische Nebenwirkungen konnten bei 49 Patienten ausgewertet werden. Es bestand eine Tendenz zu einer höheren Grad-3-CAE-Rate bei weiblichen Patienten im Vergleich zu männlichen Patienten (18/37 vs. 2/12; 49% vs. 17%; p = 0,089). Die häufigsten Grad-3-CAEs waren Dyspareunie und vaginale Symptome (Jucken, Brennen, Trockenheit) bei jeweils 35% bzw. 22 % der Frauen, gefolgt von Stuhlinkontinenz bei 13% aller Patienten (6/49). Bei 42 Patienten lagen Daten zu FACT-C und CAE vor, so dass der Einfluss von CAE auf den QOL evaluiert werden konnte. Der mediane Gesamt-FACT-C-Score betrug 110 (40–132) bei einem maximal erreichbarem Wert von 136. Das Fehlen von chronischen Grad-3-Nebenwirkungen (115 vs. 94; p = 0,001), ein Zeitabstand von ≥ 67 Monaten nach Behandlungsende (111 vs. 107; p = 0,010) sowie fehlende Stuhlinkontinenz vs. Grad-3-Stuhlinkontinenz (111 vs. 74; p = 0,009), höhere Schulbildung (114 vs. 107; p = 0,013) und fehlende Dyspareunie vs. Grad-3-Dyspareunie (116 vs. 93; p = 0,012) waren signifikant mit einem höheren medianen FACT-C-Score assoziiert.
Schlussfolgerung
Die Mehrzahl der Analkarzinompatienten erreicht nach einer RCT eine akzeptable globale Lebensqualität, die jener der Normalbevölkerung entspricht. Patienten mit chronischen Grad-3-Nebenwirkungen – insbesondere Dyspareunie und Stuhlinkontinenz – haben eine schlechtere Lebensqualität als Patienten ohne chronische Nebenwirkungen. Zukünftige Strategien könnten auf eine Dosisreduktion bei den Genitalien und auf intensivere Supportivmaßnahmen abzielen, um die Langzeitlebensqualität zu verbessern.