Hintergrund und Methode
Im Rahmen der Datenerhebung der prospektiv-multizentrischen Beobachtungsstudie zur operativen Therapie des Magenkarzinoms „Ostdeutsche Magenkarzinomstudie 2002 (EGGCS)“ wurde die Situation der chirurgischen Palliation beim Magenkarzinom im Erfassungszeitraum 01.01. bis 31.12.2002 analysiert.
Ergebnisse
Insgesamt 1031 von 1139 erfassten Patienten mit einem Magenkarzinom wurden operiert (Operationsrate 90,5%). Bei 70,4% (n=726) der operierten Patienten konnte eine R0-Situation erzielt werden, für 305 Patienten (29,6%) war nur ein palliatives (R1/2) Ergebnis unter Anwendung von resektiven und nichtresektiven Operationsverfahren in 165 bzw. 140 Fällen erreichbar.
Die Hospitalletalität betrug bei den kurativ R0-resezierten Patienten 7,3% (n=53). Fast identisch war diese Rate in der Gruppe der R1/2-resezierten Patienten mit 7,8% (n=13). Die signifikant höchste Hospitalletalität fand sich in der Gruppe der primär palliativ operierten (R2 oder nichtresezierten) Patienten mit 14,4% (n=20). Bei der Subgruppenanalyse zeigte sich die höchste Gesamtmorbiditätsrate von 57,1% in der Gruppe der palliativ R2-resezierten Patienten.
Kurativ intendiert, aber im Ergebnis palliativ operierte Patienten zeigten im Vergleich zu Patienten, die primär in palliativer Intention operiert wurden, eine signifikant längere Gesamtüberlebenszeit (11 vs. 6,3 Monate) auf. Auch Patienten, bei denen in palliativer Intention eine Tumorresektion durchgeführt wurde, hatten im Vergleich zu Patienten mit nichtresektiver Therapie einen Gesamtüberlebensvorteil von 2,3 Monaten (6,9 vs. 4,6 Monate).
In der Gruppe der R2-resezierten Patienten mit einer präoperativ bestehenden Magenausgangsstenose/Dysphagie wurde eine erhöhte Gesamtmorbiditätsrate (62,5% mit Stenose vs. 47,7% ohne Stenose) sowie eine erhöhte Hospitalletalität (25% vs. 11,6%) nachgewiesen, sodass bei einem nur relativen Überlebensvorteil alternativ den interventionell-endoskopischen Verfahren, wenn möglich, der Vorzug zu geben ist.
Demgegenüber ist die palliative Resektion bei Fehlen einer Stenose mit einer vertretbaren Rate von postoperativen Komplikationen (47,7%) und einer akzeptablen Letalität (11,6%) verbunden, sodass hier hinsichtlich eines besseren onkologischen Langzeitergebnisses die palliative Resektion empfohlen werden kann.
Schlussfolgerung
Ein radikales tumorresezierendes Vorgehen in der palliativen Situation, wenn technisch möglich, brachte einen durchschnittlichen Gewinn von 3 Monaten medianer Überlebenszeit bei einer vertretbaren postoperativen Morbidität und Mortalität im Vergleich zu den nichtresezierenden Verfahren. Nach Einzelanalyse der Tumorresektionsverfahren zeigte die palliative Gastrektomie einen signifikanten Überlebensvorteil von 5 Monaten im Vergleich zu den limitierten subtotalen Resektionen (6 vs. 11 Monate).