In den letzten Jahren sind in vielen Ländern Kompetenzmodelle entwickelt worden, welche als Referenzsysteme für die Festlegung und Überprüfung von Bildungsstandards dienen. In vielen Fällen bleibt es jedoch eine offene Frage, wie spezifische Kompetenzen valide und reliabel erfasst werden können. So existieren beispielsweise keine spezifischen Tests oder theoretischen Modelle, welche die Kompetenz im zentralen naturwissenschaftlichen Kompetenzbereich - Ordnen, Strukturieren, Modellieren (in der Folge nur noch kurz: OSM) - des Schweizerischen Kompetenzmodells für die Naturwissenschaften zuverlässig erheben oder beschreiben können. Als Beitrag zur Klärung entwickeln wir hier basierend auf theoretischen Überlegungen ein Modell hierarchischer Komplexität für den Kompetenzbereich OSM (MHC-OSM) im Inhaltsbereich Chemie. Das Modell umfasst fünf Kompetenzstufen, deren theoretische Fundierung im Detail beschrieben wird. Eine erste Einordnung des Modells durch einen Vergleich mit der aktuellen Version des Lehrplans 21 sowie mit den seit 2011 festgeschriebenen Grundkompetenzen für die Naturwissenschaften beziehungsweise der Bildungsstandards für den mittleren Schulabschluss in Deutschland zeigt eine gute Passung. Zum Schluss wird aufgezeigt, wie das Modell empirisch validiert werden könnte.