Obwohl es seit langem Berichte über Wilhelmy‐Waage Messungen gibt, die zu undefinierten Werten der Art cos θ > 1 führten, wird dieses Phänomen häufig übersehen, weil die kommerziellen Geräte statt einer Fehlermeldung den Kontaktwinkel Null ausgeben. Auf rauhen superhydrophilen Oberflächen scheinen “undefinierte” Werte sehr viel häufiger vorzukommen als bisher bekannt, wobei ein mathematisches Gerüst für eine Auswertung und Quantifizierung fehlt. Eine Lösung des Problems cos θ > 1 wurde durch die Verwendung der imaginären Zahl I gefunden. Es wird gezeigt, dass sowohl die klassischen als auch neuartige Kontaktwinkel durch Zahlen im imaginären Raum, für den es bisher für die Wilhelmy‐ und Young‐Gleichung keinen Zugang gab, beschrieben werden können. In einem Beispiel wird gezeigt, dass Wilhelmy‐Waage Daten, die bisher wegen cos θ > 1 als undefiniert galten, leicht in imaginäre Zahlen konvertiert werden können, die es erlauben einen neuartigen imaginären Vorrück‐ θai,AH2O = 0.36i rad und Rückzugswinkel θai,RH2O = 0.37i rad bei der Eintauchtiefe Null zu extrapolieren wie bei der klassischen Tensiometrie. Die beiden Winkel sind vergleichbar den klassischen Winkeln von ∣20°∣–∣25° ∣ . Der postulierte Kernbereich für die Benetzbarkeit im Spezialfall des “inversen Lotus‐Effektes” erstreckt sich vom klassischen Kontaktwinkel cos (10°) bis zum imaginären Winkel von cos (0.37i rad). Neue Erkenntnisse, die von solchen Analysen gewonnen werden können, sollten von Bedeutung für die Herstellung neuer künstlicher Oberflächen mit extremer Benetzbarkeit z.B. Superhydrophilizität nicht nur im Medizinischen Bereich der Implantologie sondern auch in der Chemie, Physik und den Ingenieurwissenschaften sein.