Hintergrund
Die postoperative Stadieneinteilung unter Berücksichtigung pathomorphologischer Kriterien, wie myometrane Tumorinfiltrationstiefe und Grading, bilden die Grundlage zur Indikationsstellung adjuvanter Maßnahmen bei Patienten mit Endometriumkarzinomen; hier ist die Brachytherapie des Vaginalstumpfes über Jahrzehnte etabliert. Ziel unserer Untersuchungen war die Überprüfung des Einflusses des Zielvolumens auf die Ergebnisse (Rezidive, Komplikationen) bei dieser Maßnahme.
Patienten und Methode
Von 1981 bis 1990 erhielten insgesamt 108 Patienten mit Endometriumkarzinomen in der Klinik für Radiologie/Strahlentherapie der FSU Jena eine postoperative HDR-Brachytherapie im Vaginalstumpf ohne zusätzliche perkutane Strahlentherapie. Alle Patienten waren dem postoperativen Stadium I oder II ohne beweisbare Lymphknotenmetastasen zugeordnet worden, bei 90% der Patienten lag ein mehr oder weniger differenziertes Adenokarzinom vor. Eine unterschiedliche räumliche Dosisverteilung der Brachytherapie kam zum Einsatz: Gruppe A: 4×10 Gy, 1 cm Herd-(Gewebe-) Tiefe am Vaginalstumpfende, 0,5 cm Gewebetiefe, in der übrigen Vagina. Gruppe B: 4×10 Gy, 1 cm Gewebetiefe, Gruppe C: 4×10 Gy, 0,5 cm Gewebetiefe, jeweils im kranialen Drittel des Vaginalstumpfes ohne Einbeziehung der übrigen Vagina.
Ergebnisse
Die Drei-Jahres-Überlebensraten (Gruppe A: 96,6%, Gruppe B: 96,9%, Gruppe C: 97,7%) und die Rezidivraten (Gruppe A: 0, Gruppe B: 3,1%, Gruppe C: 2,2%) zeigten keine signifikanten Differenzen; Rezidive in den äußeren zwei Dritteln des Vaginalstumpfes und an der Beckenwand traten nicht auf. Behandlungsbedürftige Strahlenspätfolgen in Harnblase und Rektum (Grad III und IV nach EORTC/RTOG) wurden durch die Reduktion des Zielvolumens signifikant gesenkt (Gruppe A: 6,8%/12,6%, Gruppe B: 6,2%3,1%, Gruppe C: 2,2%/0).