Die international vergleichende Religionsforschung hat eine erhebliche Variation in den Effekten von Religiosität auf moralische und soziale Einstellungen und Verhaltensweisen nachgewiesen. Viele Studien haben die Bedeutung der religiösen Kontexte für die Richtung und Stärke der Effekte von Religiosität auf verschiedene abhängige Variablen untersucht. Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch widersprüchlich und lassen deshalb Zweifel an ihrer Validität aufkommen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über theoretische Ansätze und empirische Befunde aus der Forschung dazu, wie sich religiöse Kontexte auf die Effekte individueller Religiosität auswirken. Dabei zeigt sich, dass bestehende Studien Schwachstellen aufweisen, welche für die widersprüchlichen empirischen Befunde verantwortlich sein könnten. Insbesondere gibt es in der komparativen Sozialforschung die Tendenz, allen Religionen ähnliche Effekte zu unterstellen, ohne zu prüfen, ob möglicherweise konfessionelle Unterschiede vorliegen. Zudem besteht angesichts der kleinen Zahl von verfügbaren international vergleichenden Umfrageprogrammen das Risiko eines „selection bias“, weil fast alle Studien mit den wenigen gleichen Datensätzen arbeiten. Schließlich spiegeln die Operationalisierungen von Religiosität und religiösem Kontext die verwendeten theoretischen Ansätze häufig nicht ausreichend wider. Die Arbeit schließt mit Empfehlungen zur Verbesserung der zukünftigen Forschung darüber, wie religiöse Kontexte die Effekte individueller Religiosität beeinflussen.