Die Psyche eines Menschen entsteht in striktem Zusammenhang mit der Entwicklung des Gehirns. Dabei greifen genetische, epigenetisch-regulatorische sowie vorgeburtliche Einflüsse über das Gehirn der Mutter und nachgeburtliche Einflüsse, vornehmlich im Rahmen der frühkindlichen Bindungserfahrung, ineinander. Dies vollzieht sich auf 3 „limbischen Ebenen“: einer unteren Ebene, auf der das kindliche Temperament angesiedelt ist, einer mittleren Ebene frühkindlicher Prägungserlebnisse und einer oberen limbischen Ebene der Sozialisierung. Relativ unabhängig davon entwickelt sich die kognitiv-sprachliche Ebene. Auf den 3 limbischen Ebenen werden 6 psychoneurale Systeme wirksam, nämlich das Stressverarbeitungs-, Selbstberuhigungs-, Impulshemmungs-, Motivations-, Bindungs- sowie Realitäts- und Risikowahrnehmungssystem. Psychische Störungen sind durchweg gekennzeichnet von Störungen der ersten beiden Systeme, vorrangig in Form von stark erhöhten Cortisol- und stark erniedrigten Serotoninspiegeln. Dies induziert Defizite in den anderen Systemen. Es kann jedoch in minder schweren Fällen zu kompensatorischen Prozessen über eine bindungsbezogene erhöhte Oxytozinausschüttung kommen. Ähnliche Prozesse finden auch innerhalb der „therapeutischen Allianz“ in der Patient-Therapeut-Beziehung statt.