Hintergrund
Es gibt reichlich Belege dafür, dass das menschliche Papillomavirus vom Hochrisikotyp (HR-HPV) in einigen Fällen von Plattenepithelkarzinomen des Kopf- und Halsbereichs (HNSCC) eine Schlüsselrolle spielt. HPV-positive Tumoren verhalten sich anders, auch bezüglich des Ansprechens auf die Behandlung. Deswegen stellen sie eine separate biologische Gruppe dar. Sowohl HPV-positive als auch HPV-negative Tumoren des Kopf- und Halsbereichs treten vor allem bei Erwachsenen auf und sind bei Kindern eine Seltenheit. Daher begründete die Diagnose eines Plattenepithelkarzinoms des äußeren Gehörgangs bei einem 2‑jährigen Kind die Notwendigkeit, die Krankheit eingehend zu untersuchen und zu beschreiben.
Fallbericht
Wir berichten über ein 2‑jähriges Mädchen, das von einer HPV-positiven Mutter geboren wurde, bei der während der Schwangerschaft Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert worden war. Die Geburt erfolgte per Kaiserschnitt. Die Mutter erlag 7 Monate nach der Geburt ihrer Krebserkrankung. Das Kind wurde nach der Diagnose eines lokal fortgeschrittenen HPV-positiven Plattenepithelkarzinoms des äußeren Gehörgangs operativ und ergänzend mit Radio- und Chemotherapie behandelt. Erreicht wurde eine komplette Remission für mindestens 325 Wochen nach Beginn der Behandlung, sodass mehr als 6 Jahre keine Krankheitssymptome aufgetreten sind.
Schlussfolgerung
Dies ist die erste Fallbeschreibung eines stark fortgeschrittenen HR-HPV-positiven HNSCC des äußeren Gehörgangs bei einem 2‑jährigen Kind, bei dem nach Anwendung einer nichtradikalen chirurgischen Behandlung sowie einer Chemo- und Strahlentherapie eine spektakuläre Reaktion und ein aktuell 6‑jähriges krankheitsfreies Überleben erreicht wurden. Dieser Fall bestätigt die Beobachtungen, nach denen HNSCC-Tumoren im Zusammenhang mit HR-HPV günstig auf die Behandlung ansprechen – trotz des klinisch fortgeschrittenen Tumorstadiums und des jungen Patientenalters.