Wachstumshormon (WH) und der insulinähnliche Wachstumsfaktor-1 („insulin-like growth factor-1“, IGF-1) spielen zentrale Rollen bei der Vermittlung von somatischem Körperwachstum. Störungen in der WH-stimulierten Signalkette sind ursächlich für seltene Formen der WH-Resistenz, die meist zu einer ausgeprägten Wachstumsstörung mit erniedrigter IGF-1-Konzentration führen. Da der genetische Hintergrund nur für einen Bruchteil der Störungen bekannt ist, wurde der Terminus „schwerer primärer IGF-1-Mangel („severe primary IGF-1 deficiency“, SPIGFD)“ eingeführt. Seit 2007 besteht eine Zulassung für rekombinantes IGF-1 (rIGF-1) zur Therapie des SPIGFD. Das rIGF-1 führte in Studien zu einer Verbesserung der Erwachsenenlänge von durchschnittlich 13 cm, aber nicht zu einem Größenzuwachs in dem Maß, wie er im Rahmen des frühzeitigen Ersatzes von WH bei Vorliegen eines WH-Mangels beobachtet wird. Wichtige Nebenwirkungen der Therapie mit rIGF-1 sind Hypoglykämien und die Proliferation von lymphatischem Gewebe. Die Erwachsenengröße bleibt trotz Therapie häufig unterhalb des Normalbereichs für Gesunde. Aufgrund ihrer Komplexität sollte die Therapie mit rIGF-1 in Zentren mit entsprechender Erfahrung erfolgen.