Dieser Beitrag widmet sich der Frage, ob die Bildungsergebnisse, die nordische Staaten in internationalen Schulleistungsuntersuchungen erzielen, den Mythos gerechter und leistungsstarker nordischer Bildungssysteme, der in Deutschland häufig diskutiert wird, rechtfertigen. Um diese Frage zu beantworten, werden Befunde aus den vergangenen drei Runden des Programme for International Student Assessment (PISA) für die nordischen Länder vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass keineswegs alle nordischen Staaten über alle Domänen hinweg herausragende Leistungen erzielen. Allein Finnland erreicht im internationalen Vergleich ausnahmslos die Spitzengruppe. Gleichzeitig finden sich Hinweise darauf, dass die nordischen Staaten größtenteils erfolgreich mit den sozialen Disparitäten umgehen, die Schülerinnen und Schüler in die Schule mitbringen. Betrachtet man Bedingungen auf der Ebene von Schule und Unterricht, so weichen die nordischen Staaten jedoch nur geringfügig vom OECD-Durchschnitt ab. Insgesamt scheint eine idealisierende Betrachtung aller nordischen Bildungssysteme aufgrund der Bildungsergebnisse, die sie in der internationalen Schulleistungsuntersuchung PISA erzielt haben, kaum gerechtfertigt.